Gai-Jin by Clavell James

Gai-Jin by Clavell James

Autor:Clavell James [James, Clavell]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-02-10T16:00:00+00:00


Am Vormittag des folgenden Tages eilte Yoshi innerhalb der Palastmauern im leichten Regen durch den äußeren Ring der Gärten. Er wurde von General Akeda begleitet. »Was Sie vorhaben, ist außerordentlich gefährlich, Sire«, sagte dieser voll Angst, weil sich in jedem Dickicht, in jedem Busch ein Feind verbergen konnte.

Beide Männer trugen eine leichte Rüstung und Schwerter – eher ungewöhnlich hier, wo mit Ausnahme des herrschenden Shōgun und einer vierköpfigen Leibwache, dem Vorsitzenden des Ältestenrats und dem Vormund des Erben weder Samurai noch Waffen geduldet wurden.

Es ging auf Mittag. Die beiden Männer hatten sich verspätet und nahmen keine Notiz von der Schönheit, die sie umgab, von den Teichen und Brücken, den blühenden Büschen und Bäumen, die seit Jahrhunderten gehegt und gepflegt worden waren. Jeder Gärtner, der sie sah, machte Kotau, bis sie aus seiner Sichtweite verschwanden. Über ihrer Rüstung trugen sie regenabweisende Strohumhänge. Den ganzen Morgen über hatte es leichte Schauer gegeben. Yoshi beschleunigte seinen Schritt.

Es war nicht das erstemal, daß sie zu einem geheimen Treffen innerhalb der Palastmauern eilten – gesichert, aber nie wirklich sicher. Es war so schwer, irgendwo eine wirklich sichere geheime Zusammenkunft abzuhalten, beinah unmöglich, weil es überall Spione, Informanten oder Feinde gab und man ständig auf einen Hinterhalt, Gift, versteckte Bogenschützen oder Musketiere gefaßt sein mußte. Dasselbe galt für alle Daimyos. Sein Sicherheitsfaktor war, wie er wußte, sehr gering. Im Grunde so gering, daß sein Vater und sein Großvater ihn gelehrt hatten, die Tatsache zu akzeptieren, daß ein Tod aus Altersschwäche keinen Raum in ihrem Karma hatte.

»Wir sind hier so sicher, wie es nur möglich ist«, sagte er. »Hier einen Waffenstillstand zu brechen wäre unvorstellbar.«

»Ja, aber nicht für Ogama. Er ist ein Lügner und Betrüger, und er sollte den Aasgeiern zum Fraß vorgeworfen werden.«

Yoshi lächelte; ihm war wohler. Seitdem die erschreckende Nachricht von dem Shishi-Überfall mitten in der Nacht eingetroffen war, hatte er sich nervöser denn je gefühlt – schlimmer als damals, als er nach dem Tod seines Onkels bei der Wahl zum Shōgun übergangen und an seiner Stelle Nobusada eingesetzt worden war, mehr als damals, als taikō Ii ihn, seinen Vater und ihre Familien hatte verhaften und in kellerähnlichen Räumen dahinvegetieren lassen. Er hatte Vorbereitungen getroffen, der Reisegesellschaft zweihundert Mann bis zur Straßensperre von Kyōto entgegenzusenden, und bei Morgengrauen Akeda heimlich zu Ogama geschickt, damit er ihm berichte, was geschehen war und warum eine starke, zum Krieg gerüstete Truppe seine Quartiere verließ.

»Berichten Sie Ogama alles, was wir erfahren haben, und beantworten Sie all seine Fragen. Machen Sie keinen Fehler, Akeda.«

»Von mir wird es keinen Fehler geben, Sire.«

»Gut. Dann bringen Sie ihm das Schreiben und verlangen Sie sofort eine Antwort.« Was in dem Brief stand, hatte Yoshi Akeda nicht erklärt, und der General hatte nicht danach gefragt. Als Akeda zurückkehrte, hatte Yoshi von ihm verlangt: »Berichten Sie mir haargenau, wie er sich verhalten hat.«

»Ogama hat das Schreiben zweimal gelesen, ausgespuckt, zweimal geflucht, es seinem Berater Basuhiro zugeworfen, der es mit einem unbewegten Ausdruck auf dem pockennarbigen Gesicht gelesen und dann gesagt hat: ›Ich denke, Sire, darüber sollten wir unter vier Augen sprechen.



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